Videoblog: Das große Geschäft mit kranken Welpen und  kranken Zuchthunden aus Ost- und Südosteuropa

Illegaler wie auch legaler  Welpenhandel aus Ost- und Südosteuropa ist immer noch ein Thema brennender Aktualität.

Eingeleitet wurde die Diskussion bereits 2013 durch eine profunde Studie der „Vier-Pfoten“-Tierschutzorganisation. Eigene Recherchen folgten dann.

In diesem Videoblogbeitrag beschäftige ich mich mit vier Fragen:

  • Bildet der organisierte Welpenhandel auch in Österreich den wichtigsten Vertriebsweg?

  • Ost- und südosteuropäische Hobby-Züchter, Touristen als Welpenhändler und Direktkauf vor Ort als alternative Vertriebswege?

  • Österreichische Tierheime – eine eigene Vertriebsvariante?

  • Decken sich österreichische Züchter mit kranken „Osthunden“ ein?

 

Die „Vier-Pfoten“-Studie zeigte bereits 2013 auf

Findige Forscher der „Vier Pfoten“ fanden angeblich in Osteuropa Hundefarmen – allen voran in Ungarn und in der Slowakei -, in denen tausende Welpen in verdreckten Käfigen ihrem Transport nach Westeuropa entgegen dämmern.  Ihren Müttern, die oft bis zu zweimal pro Jahr gedeckt werden, ist nur ein kurzes Leben von nicht mehr als vier Jahren beschieden.

 

2008 hat die italienische Tierärztekammer bei einer Kontrolluntersuchung erhoben, dass 52 % der in Italien illegal eingeführten Welpen krank waren. 34 % waren mit Endoparasiten infiziert, 23 % mit Parvovirose  und 17 % hatten eine Pilzinfektion.

Nicht mehr als 15 %  von ihnen waren mit gültigen Papieren ausgestattet. Mit Hilfe allzu willfähriger – um nicht zu sagen korrupter – Tierärzte  in Ost- und Südosteuropa dürfte sich aber dieses Problem gelöst haben. Diese nämlich würden auch mir einen EU-Heimtierausweis ausstellen, wenn ich nur laut genug belle und dafür auch  bezahle. Mit kostenpflichtigen gültigen Papieren erhöht sich nämlich auch der Verkaufspreis.

Auf der Anbieterseite finden wir ein buntes Potpourri von illegalen Hobby-Züchtern,  angeblichen Hundefarmen, lizensierten Züchtern, gewerblichen und selbst ernannten Händlern und Verkäufern.

 

  1. Bildet der organisierte Welpenhandel auch in Österreich den wichtigsten Vertriebsweg?

In der „Vier-Pfoten“-Studie bildet der organisierte Welpenhandel den entscheidenden Vertriebsweg. Dabei ist folgendes Muster erkennbar.

Nachdem ein oder mehrere Händler in einem osteuropäischen Land einen Auftrag aus Westeuropa erhielten, wurden Transportladungen mit oft bis zu hunderten Welpen zusammengestellt.  Tierärzte vor Ort attestierten ihnen kostengünstig – nur durch Beschau – beste Gesundheit! Die Welpen wurden dann direkt in die Lastkraftwagen verfrachtet und ab ging die oft zwölfstündige und längere Höllenfahrt quer durch Europa.

In den Niederlanden, die als Transitland fungieren und wo die Tierschutzgesetze eher lax gehandhabt werden (zumindest zum Erhebungszeitpunkt 2013), werden die oft osteuropäischen Chips durch niederländische ersetzt und über spezielle Internetplattformen in den Benelux-Ländern und in Norddeutschland vertrieben.  Als Tiere niederländischer Provenienz erzielen die Welpen einen  höheren Verkaufspreis.

Welche Renditen im legalen wie auch illegalen organisierten Welpenhandel winken, veranschaulicht folgende Aufstellung. Aber ein illegaler organisierter Welpenhandel ist eigentlich gar nicht mehr notwendig. Er erhöht lediglich das Verkaufsrisiko und senkt den Verkaufspreis.

In der „Vier-Pfoten“-Studie wurden die Kosten für Aufzucht und die Tierarztkosten sowie für die Beschaffung der Papiere eines Welpen mit ungefähr € 240,–, für  zwanzig mit ungefähr  € 4.700,– sowie für 200 Welpen mit etwas mehr als 50.000,– € veranschlagt. Bezogen auf die geplanten  Erlöse von € 1.000,  € 20.000,– und  € 260.000,– betrugen die Gewinne  € 760,– (ein Welpe), € 15.276 (zwanzig Welpen) sowie € 209.088,– (200 Welpen). Die durchschnittliche Gewinnspanne lag somit bei unglaublichen 80%(!). 

Für Italien fungiert Rumänien als Transitland. Geschätzter jährlicher Umsatz: 43 Millionen €.

Inwieweit dieser Vertriebsweg auch in  Österreich erfolgreich praktiziert wird, kann nicht abgeschätzt werden. Jedenfalls liegen dazu keine Studien vor. Der Verkauf von Welpen über Zooläden dürfte aber kein Renner sein und der Internetverkauf wurde seit der Novellierung des Tierschutzgesetzes 2017 drastisch eingeschränkt. Somit kann der organisierte Welpenhandel für Österreich weitgehend ausgeschlossen werden.

Über welche Vertriebswege kommen osteuropäische Welpen – und sie kommen –  in unser Land?

 

  1. Ost- und südosteuropäische Hobby-Züchter, Touristen als Welpenhändler und Direktkauf vor Ort als alternative Vertriebswege?

Vier Bespiele sollen helfen, diese illegalen wie auch höchst alternativen Vertriebswege zu charakterisieren:

 

  • So versuchte beispielsweise ein Pensionist in Warschau seine karge Rente mit einer illegalen Hundezucht etwas aufzufetten. Selbst eine gesetzlich vorgeschriebene Lizensierung als Hundezüchter wäre für ihn kein allzu großes Problem. Mehr Papierkram zwar, dafür winken aber auch höhere Verkaufspreise. Und selbst ein Verbot von privaten Annoncen im Internet, könnte durch folgendes Angebot ausgehebelt werden: „Verkaufe Hundeleine um 95 €, Schäferhundwelpe gratis dazu. „
  • Ein griechischer Staatsbürger wurde in Köln mit acht Welpen im Auto aufgegriffen. Seine kuriose Begründung, dass diese Welpen, die er in Rumänien gekauft hatte, als ein Geschenk für seine große Verwandtschaft in Griechenland gedacht seien. Und sein Heimweg nach Athen führte ihn eben über die Rheinmetropole.
  • Die „Vier–Pfoten“-Tierschutzorganisation hat auch einen bereits mehrere Jahre alten Fall publiziert. Frau Irene W. hat 2012 einen Mischling Welpen um € 300,– (inkl. Impfungen) erworben. Der „Händler“ hatte mehrere Welpen in seiner Wiener Wohnung. Sie stammten seinen Aussagen zufolge von einem registrierten Züchter in der Slowakei. Nach zwei Tagen bekam der Welpe Durchfall und trotz Antibiotika und Infusionen verstarb er. Todesursache: eine Parovirus-Infektion.
  • Direktkauf auf Tiermessen, in Tierheimen, aber auch ein Ab-Zuchthof-Direktkauf in Ost- sowie Südosteuropa werden praktiziert. Zu deren Bedeutung liegen aber keine Schätzungen vor!

 

  1. Österreichische Tierheime – eine eigene Vertriebsvariante?

Seit dem 30. März 2017 besteht für Privatpersonen (mit Ausnahme in Krankheitsfällen) sowie für private Tierschutzorganisationen ein Verbot von Tierinseraten auf Online-Plattformen. Grundsätzlich ist für Privatpersonen und  für Tierschutzvereine der Verkauf als solcher untersagt! Dadurch soll der illegale Welpenhandel eingedämmt werden.

Erlaubt hingegen ist der Verkauf aus registrierter Zucht sowie gegen einen Unkostenbeitrag die Abgabe von Tieren aus Tierheimen.

Es soll der Frage nachgegangen werden, ob Tierheime einen Vertriebskanal beim ost- und südosteuropäischen Welpenhandel bilden können.

 

Uns liegt ein konkreter Fall vor, von dem aber nicht gesagt werden kann, ob und in welchem Ausmaß Tierheime einen lukrativen Vertriebskanal im Welpenhandel bilden können.

2007 inserierte die Leiterin eines Kärntner Tierheimes in einer Osttiroler Regionalzeitung, dass Pudelwelpen abzugeben wären. Geimpft und entwurmt wurden sie vom lokalen Tierarzt. Sie waren weder gechipt noch eine Nummer wurde tätowiert. Eine Käuferin aus Oberkärnten erwarb einen Welpen gegen einen Unkostenbeitrag von  € 450,–

Anfangs des Jahres 2017 – also zehn Jahre später – nahm eine Interessentin wiederum Kontakt mit dem Tierheim auf und deponierte ebenfalls den Kaufwunsch nach einem Pudel. Die Leiterin vertröstete sie, man werde sehen, ob die Hündin läufig sei. Nach einem neuerlichen Anruf – einige Monate später – wurde aber kategorisch in Abrede gestellt, irgendetwas mit Welpenhandel zu tun zu haben.

 

Da viele in den Tierheimen Ostösterreichs abgegebene Hunde osteuropäischer Herkunft sind (laut einer Aussage des niederösterreichischen Tierschutzlandesrates Waldhäusl sogar die Mehrzahl), dürfte es vielfach auch um deren Gesundheit schlecht bestellt sein. Zwei Beispiele sollen zeigen, dass dieses Problem existiert:

  • Ein Mischling aus einem Wiener Tierheim mit verdrehten Vorderbeinen, die eine teure Operation notwendig machen.
  • Ebenfalls ein Mischling aus einem Wiener Tierheim mit schlecht heilenden Wunden und Gelenksproblemen. Notwendig wird eine Operation mit zwei Platten an den Hinterbeinen. Kostenpunkt ungefähr € 1.000,– .
  1. Decken sich österreichische Züchter mit  kranken „Osthunden“ ein?

Es ist ein offenes Geheimnis, dass österreichische Züchter mit osteuropäischen Züchtern eng kooperieren: sei es, dass Muttertiere in osteuropäische Länder zum Decken verbracht werden; sei es, dass in Osteuropa bereits gedeckte Muttertiere nach Österreich eingeführt werden.

Uns liegt eine Ahnentafel eines österreichischen Rassehundes vor. Von dessen 14 direkten Vorfahren (Eltern, Großeltern und Urgroßeltern) stammen zwölf – also 85 Prozent – aus einem ost- bzw. südosteuropäischen Land wie Slowakei, Tschechien und Serbien, wenn man die Ersteintragung im Zuchtbuch heranzieht.

Die Preise für Zuchthunde wie auch die Tierarztkosten und die für eine legale Ausfuhr notwendigen Papiere wie ein Exportpedigree (Ahnentafel für Rassehunde)  und EU-Heimtierausweis sind  extrem niedrig.

Ohne Röntgenuntersuchungen – weder bei den Eltern noch den Welpen – oder  durch genetische Tests, lediglich durch eine kurze Beschau, wird  dann den Welpen für die innergemeinschaftlichen Lieferungen in ein anderes EU-Land beste Gesundheit attestiert.

 

 

Seit 1. 1. 2018 muss für die Ausfuhr von Rasse-Welpen ein Export-Pedigree, ein Ahnennachweis bis zu den Ururgroßeltern zurück,  beigefügt werden, wenn der Rassehund in das ÖHZB (Österreichisches Hundezuchtbuch) eingetragen werden sollte.  Nichts aber ist leichter als einen solchen zu erstellen. Die Züchter fabulieren den Stammbaum zusammen und die jeweilige Nationale Zuchtbuchstelle bestätigt dann die Angaben der Züchter. Kontrollen sind keine bekannt. So kann es dann kommen, dass der Vater jünger als die Tochter ist.

Wenn dann beispielsweise von einem fünfköpfigen Wurf, nachweislich bei dreien davon (von den beiden anderen liegen keine Informationen vor) Gelenks-, Augen- und Magen-/Darmerkrankungen attestiert werden, dann wird munter der eine ost- bzw. südosteuropäische Zuchtvater gegen einen anderen ausgetauscht – und das Geschäft läuft prima weiter. Es gibt keine verbindlichen Nachuntersuchungen der Junghunde auf Erbkrankheiten. Keine Konsequenzen. Einfach nichts!

Dies ist alles ist völlig legal und zudem äußerst profitabel!

Im Jahr 2013 schalteten die „Vier-Pfoten“ in einschlägigen Internetplattformen fingierte Angebote über den Verkauf von Welpen. Ein durchschlagender Erfolg war dieser Aktion beschieden: 14.600 Klicks und 530 Anfragen.

Dieses grandiose Ergebnis war vor allem darauf zurückzuführen, dass ein Husky-Welpe um € 100,– zum Verkauf angeboten wurde. Geiz ist geil!

Nur so viel zu den veranwortungsbewussten Hundehaltern in Österreich!

Nichtsdestotrotz sind wir von den 5 Sternen für Österreich der Überzeugung, dass nicht die angeblich so unmündigen Bürger und der illegale Welpenhandel das eigentliche Problem darstellen.

Es ist vielmehr der schlechte Gesundheitszustand der ost- und südosteuropäischen Hunde, denen bedenkenlos von der dortigen Veterinärmedizin beste Gesundheit attestiert wird. Und auch unsere Veterinärmediziner schauen dabei brav weg. Warum denn wohl?

 

Die 5-Sterne-für-Österreich fordern mit Nachdruck:

  • EU-weite gesetzlich verbindliche Röntgenuntersuchungen und genetische Tests  beider Elterntiere von Zuchthunden.

  • EU-weite Nachuntersuchungen (Röntgenuntersuchungen und genetische Tests) der Junghunde nach einem Jahr und Ausschluss beider Elterntiere von weiterer Zucht, wenn bei den Junghunden Erbkrankheiten diagnostiziert wurden.

  • Einheitliche EU-weite Regelungen bezüglich der Zucht von Rassehunden sowie grundsätzlichen Verbot des Verkaufes von Hunden durch Private in der gesamten EU. Wenn nämlich die zulässige Gurkenkrümmung durch EU-Verordnungen geregelt werden konnte, warum dann nicht auch bei Hunden.

  • Verbindliche Angaben zu den Verwandtschaftsverhältnissen der Zuchttiere in den jeweiligen nationalen Zuchtbüchern.

  • Verbot folgender drei Zuchtformen: Inzucht wie Paarung verwandter Tiere, Inzestzucht wie Paarung in der Kernfamilie und Linienzucht wie Züchtung bestimmter Eigenschaften, z. B. längere Beine.

  • Verbot der Abgabe von Welpen vor der zwölften Woche. Denn bei einer früheren Abgabe sind allfällige Erbkrankheiten noch nicht so nachweisbar und daher wird auch versucht, Welpen möglichst früh zu verkaufen.

  • Reform des bisherigen EU-Heimtierausweises. Folgende Informationen sind zusätzlich aufzunehmen: Datum der Röntgenuntersuchungen und der genetischen Tests der Muttertiere sowie der Junghunde nach einem Jahr; Beschreibung des Verwandtschaftsverhältnisses der Elterntiere und Bestätigung des Ausschlusses von Inzucht-, Inzestzucht- und Linienzuchtzüchtungen sowie Datum der Abgabe der Welpen an die neuen Hundehalter.

Natürlich würde die Erfüllung der 5-Sterne-Forderungen zu einer erheblichen Verteuerung beim Kauf von Rassehunden führen.

Hohe Tierarztkosten, große Qualen für die Tiere und auch viel menschliches Leid für den Tierhalter, wenn sein Liebling stirbt, könnten dadurch aber vermieden werden.

Engagieren Sie sich. Es tut nicht weh!

Dieser Videoblogbeitrag liegt auch als pdf- File vor, das bequem gelesen oder herunter geladen werden kann. Bitte, klicken  Sie an!

Das große Geschäft mit Welpen und Zuchthunden aus Osteuropa

1 Kommentar

  1. Dieser Videoblogbeitrag basiert im Wesentlichen auf der Schilderung empirisch abgesicherter Fallbeispiele.

    Die allgemeinen Schlussfolgerungen sind eher in Frageform gehalten.

    Beispielsweise: Österreichische Tierheime – eine eigene Vertriebsvariante im Welpenhandel?

    Oder: Decken sich österreichische Züchter mit kranken Osthunden ein?

    Es sollte hiermit eine Diskussion gestartet werden, wodurch die Aussagen im Videoblog bestätigt, widerlegt oder auch nur relativiert werden.

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