Videoblog: Feinstaub und Ultrafeinpartikel  – die unsichtbaren definitiv tödlichen Gefahren

In diesem Videobeitrag, der lediglich einen Auszug aus einer ausführlichen Abhandlung über Feinstaube bildet, wurden vier Problemkreise näher beleuchtet. Die Abhandlung als solche ist als pdf-File im Anschluss an den Blogbeitrag über Feinstaube auf der 5-Sterne-für-Österreich-Website zu finden.

 

 

  1. Wie groß sind die Feinstaubpartikel, die als gesundheitsgefährdend einzustufen sind?

Feinstaube können von Menschenhand gemacht oder auch natürlichen Ursprungs sein. Bezüglich der Partikelgröße gilt: je kleiner, desto gesundheitsgefährdender.

Feinstaube  werden offiziell in zwei Größen gemessen (d.h. eigentlich gewogen):

PM10: Es werden jene Partikel abgewogen, die kleiner als ein 100stel Millimeter sind.

Und PM2,5 mit der Größe von kleiner als 2,5  Tausendstel Millimeter.

Wirklich gefährlich für die Gesundheit sind aber die Ultrafeinpartikel (UFP),  die sogar  weniger als ein 10.000stel Millimeter groß sind.

Wie aber kann man sich solch winzige Größen vorstellen?  Wenn beispielsweise  ein menschliches Haar mit 100 µm – Mikrometer –  der Größe einer Säule mit einem Durchmesser von ungefähr einem Meter entspricht, dann haben PM10-Partikel die Größe eines Tennisballes  sowie PM2,5-Partikel die einer Murmel.  Die Ultrafeinpartikel ihrerseits kämen dann nur mehr auf  die Größe eines Stecknadelknopfes.

 

 

Hinsichtlich der Feinstaube hat die WHO für zwei Feinstaubgrößen Richtwerte empfohlen, die zwar von der Schweiz, aber nicht von der EU übernommen wurden.

 

 

Die EU hat 1999  in  einem Kompromiss mit Polen und Tschechien – wie auf einem orientalischen Basar –  doppelt so hohe Grenzwerte wie von der WHO empfohlen mit bis zu 35 Überschreitungstagen mit Tagesmittelwerten über 50µg/m(in Österreich nur 25 Überschreitungstage) für Feinstaube von PM10  ausgehandelt.

 

  1. Wo entstehen Feinstaube und vor allem die gefährlichen Ultrafeinen Partikel (UFP)?

In unserem Land bläst  der Hausbrand jährlich ungefähr 1, 2 Millionen Kleinstpartikel von Staub und Ruß in die Luft. Kaum weniger als der gesamte Straßenverkehr. Unglaublich zwar, aber wahr.

Die große Feinstaub-Dreckschleuder ist aber unsere Industrie: 40% des  gröberen Feinstaubes (PM10) und 25 % des feineren Feinstaubes (PM2,5).

Die Landwirtschaft produziert  auch nicht wenig Feinstaub, wenn landwirtschaftliche Maschinen über die trockenen Ackerflächen donnern und Staub aufwirbeln. Und vor allem auch durch chemische Reaktionen von Stickoxiden aus Dieselmotoren mit Ammoniak – ein Gas, das aus Exkrementen und  Gülle der Haustiere entweicht -, wodurch winzige Staubkörnchen – sekundärer Feinstaub – gebildet werden.

Der Straßenverkehr – Emissionen aus Verbrennungsmotoren, Reifen- sowie Bremsabrieb und Straßenasphalt – trägt zu 14% zum Feinstaubaufkommen bei. Zwei Drittel davon bilden  aber die kleineren Feinstaubpartikel (PM2,5).

Nicht mehr als fünf Prozent zur gesamten Feinstaubmenge steuern Kraftwerke und Müllverbrennungsanlagen bei. Das ist lediglich ein Bruchteil der vor zwanzig Jahren ausgestoßenen Menge von Rußpartikeln.

 

 

Die modernen Filter reinigen zwar weitgehend die Abgase aus den Kraftwerken.  Den Abgasen wird aber Ammoniak bzw. Harnstoff zugefügt, um die Stickoxide zu ungefährlichen Gasen sowie Wasserdampf umzuwandeln.

Dadurch bilden sich wiederum neue, winzige ultrafeine Partikel (UFP), die über die hohen Schornsteine hunderte Kilometer weit verweht  werden.

Wegen der Filter  gibt es aber keinen sauren Regen mehr!

Diese ultrafeinstaubproduzierenden Verfahren werden auch bei Dieselfahrzeugen angewandt, um die Stickoxide zu reduzieren. Hier wird wohl der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben!

Andere Quellen (Luft-, Schienen- und Schiffsverkehr sowie Silvesterfeuerwerke) steuern zu 16 % zur gesamten Feinstaubmenge bei.

 

 

Ostösterreich wird zudem noch durch Emissionen aus den polnischen und tschechischen Kohlekraftwerken massiv belastet. 4.700 Todesfälle in ihren Nachbarländern gehen auf ihr Konto. Allein In Österreich 110 vorzeitige Todesfälle. Die Daten stammen aus dem WWF-Report „Europes Dark Cloud“.

 

 

Flugzeugturbinen tragen nur in einem sehr geringen Ausmaß zum Feinstaubaufkommen PM10 und PM2,5 bei, hingegen lösen sie einen wahren Tsunami von Ultrafeinen Partikeln  (UFP) aus.

Ein Bürgerverein aus Freising in Bayern (Wolfgang Herrmann und Oswald Rottmann) hat  Anfang März 2017 in den Anrainergemeinden zum Flughafen München UFP-Messungen durchgeführt. Dabei wurden ausnahmslos Belastungen weit über der natürlichen Luftbelastung von 2.500 bis 3.500 Partikel pro Kubikzentimeter (p/cm3) gemessen: von 35.000, über 40.000, bis zu 75.000 p/cm3. Beim Ultrafeinstaub werden nämlich die Partikel gezählt und nicht wie bei den Feinstauben PM10 und PM2,5 gewogen. Wie soll man denn auch Partikel in der Größe von Bakterien abwiegen?

 

 

  1. Feinstaube sind – medizinisch erwiesenermaßen – für welche Krankheiten verantwortlich?

Auszüge aus  der medizinischen Forschung:

  • Grenzwerte bedeuten überhaupt nicht, dass unterhalb der vorgegebenen Größen für die Gesundheit keinerlei Gefahren bestehen. Die gesundheitlichen Schäden setzen nämlich nicht erst oberhalb bestehender Grenzwerte ein. Forscher sprechen daher von einer linearen wie auch additiven Wirkung der Luftschadstoffe, die allerdings personenabhängig ist: Alter, genetische Veranlagung, Krankheiten usw.. Für die Bevölkerung der Europäischen Union bedeutet dies im Durchschnitt eine um fast ein Jahr reduzierte Lebenserwartung
  • In verschiedenen Studien wurde nachgewiesen, dass jemand wegen der höheren Feinstaubbelastung ein 22 Prozent höheres Risiko hat, an Bluthochdruck zu erkranken; dass das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um 19 % und die Herzinfarktgefahr um 13 % höher ist.
  • Eine aktuelle Metastudie zeigt, dass bereits Konzentrationen unterhalb der vorgeschlagenen WHO-Richtwerte, nur halb so hoch wie die EU-Grenzwerte, gesundheitsgefährdend  sind und zu Lungenkrebs – vor allem zu Adenokarzinomen – führen können.
  • Eine besondere Gefährlichkeit entfalten aber Ultrafeinpartikel, die aufgrund ihrer Kleinheit, nicht größer als Bakterien, in der Lage sind, direkt die Zellmembranen in Lunge und Nase zu durchdringen und toxische Stoffe wie Blei, Arsen, Quecksilber  a.m. über den Blutkreislauf bis ins Hirn zu schleusen sowie die Organe zu schädigen.

 

 

  1. Eine kurze Diskussion über ausgewählte Maßnahmen

4.1 Übernahme der WHO-Richtwerte und ihre Auswirkungen auf Wien und Graz

Grundsätzlich darf jedes EU-Mitglied in seinem nationalen Bereich eigene Luftschadstoffgesetze mit strengeren Grenzwerten verabschieden.

Eine Übernahme der halb so hohen WHO-Richtwerte – ohne Überschreitungstage –  wie in der Schweiz  auch in Österreich würde bedeuten, dass die Jahresmittelwerte in allen Wiener und Grazer Messstationen mit einer Ausnahme über den neuen Grenzwerten lägen.

Diese neuen Grenzwerte wie auch der Wegfall der Überschreitungstage würden dann die Politiker in den urbanen Kommunen unseres Landes zu einem grundsätzlichen Umdenken in ihrer Luftschadstoffpolitik zwingen.

Bei  einem Überschreiten von Luftschadstoff-Tagesmittelwerten in der Schweiz werden  automatisch Tempolimits von 80km/h auf den Autobahnen verfügt oder in den jeweiligen Kantonen wird das Anzünden von Kaminfeuern untersagt. Gebäude, die mit Öl oder Holz befeuert werden, dürfen nicht über 20 Grad Celsius aufgeheizt werden. Des Weiteren werden auch Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge,  ein grundsätzliches Verbot aller Dieselmaschinen ohne Partikelfilter sowie auch die Benutzung von Zweitaktmotoren in Erwägung gezogen.

 

 

Beim PM10-Feinstaub darf in Österreich an 25 Tagen  der Tagesmittelwert über >50 µg/m3 liegen. 2018 wurde dieses Limit in ganz Österreich an vier Messstationen überschritten. Und drei davon befanden sich in Graz und eine in Linz!

 

 

Die Grazer Stadtregierung hat  aber auch  nie ernsthaft versucht, sich dem gravierenden Feinstaubproblem in ihrer Stadt zu stellen. Sie hat zwar  2016 – 2018 eine 140.000 €  teure Studie „ Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in Graz“ bei der TU Graz anfertigen lassen, die nach sehr gründlichen und kompetenten Messungen und Analysen zwei Maßnahmen – Einführung einer City-Maut und autofreiem Tag – vorschlugen, um die Emissionen von Verbrennungsmotoren im Stadtgebiet zu reduzieren. Beide Vorschläge wurden aber nicht umgesetzt!

Die Ausrichtung der Studie auf Verbrennungsmotoren war aber  eine totale Themenverfehlung, denn der Straßenverkehr trägt lediglich nur bis zu 20 % zum gesamten Feinstaubaufkommen von PM10 bei.

Aber was kümmert dies den Grazer Bürgermeister Nagl: „ Als ich 2003 zum Bürgermeister gewählt wurde, gab es noch 153 Überschreitungstage, 2016 nur mehr 49 Überschreitungen. Diese Entwicklung zeigt ganz deutlich, dass wir gute Arbeit leisten“.

Kein Wort wurde  aber  darüber verloren, dass diese deutlichen Feinstaubreduktionen  ausschließlich auf externe(!) Faktoren rückführbar sowie auch in allen anderen Städten und EU-Ländern zu beobachten waren.

 

 

Die vorzeitigen Sterbefälle (aber wann stirbt man schon rechtzeitig?) und  die an Atemproblemen Leidenden in Graz werden es ihren verantwortlichen Politikern zu danken wissen!

 

4.2 Partikelfilter – ein zweischneidiges Schwert bei der Lösung der Feinstaubproblematik

Es ist richtig, dass Filter bei der Reduktion von Schadstoffemissionen einen großen Beitrag zu leisten vermögen.

Sei es nur durch den Einbau von Vier-Partikelfiltern in allen Benzinern.  Es muss in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass Dieselfahrzeuge nicht die Dreckschleudern sind, vor allem nicht die neuen Fahrzeuge mit ihren Partikelfiltern, sondern die Direkteinspritzer bei den Benzinmotoren, den sogenannten „Ottomotoren“, die 64 Mal so viele Partikel wie ein Euro-Diesel in die Luft versprühen. Und die Direkteinspritzer stellen derzeit 90 Prozent aller neu verkauften benzinbetriebenen KFZs.

Viele Experten bezweifeln aber grundsätzlich die Wirksamkeit von Filtern. Der Erfolg ist nämlich nur beim groben Feinstaub PM10  nachweisbar (zu über 90 %), die lungengängigen Feinpartikel PM2,5 werden nur teilweise zu 50 % reduziert.

Durch jede Filterung steigt zudem die Anzahl von Ultrafeinpartikeln. Messungen von Heinz Burtscher von der Fachhochschule Aargau/Schweiz haben ergeben, dass durch die Filter die Aerosole zu Kleinstpartikeln zerlegt werden und dadurch die Zahl von Ultrafeinen Partikeln (UFP) ansteigt.

 

4.3. Neuer Forschungsschwerpunkt und offizielle Messungen von ultrafeinen Partikeln (UFP)?

Im Einzelnen ist  zu fordern, dass …

 

  • … in Österreich wie in der Schweiz die WHO-Richtwerte für Feinstaube <PM10  sowie <PM2,5  als die neuen Grenzwerte (ohne  allfällige Überschreitungstage von >50µg/m3   als Tagesmittelwert) im österreichischen Immissionsschutzgesetz (IG-L) gesetzlich festgeschrieben werden. Des Weiteren ist  auch innerhalb der EU darauf hinzuwirken, dass für ultrafeine Partikel (<PM0,1 ) ebenfalls Grenzwerte gesetzlich bestimmt werden.
  • Aufbau von Messnetzen zur Erfassung der Anzahl-Konzentrationen von UFP und Durchführung von Studien über die gesundheitlichen Auswirkungen von UFP auf Mensch und Haustier. Auch Letztere leiden unter den Feinstauben.
  • Im Gegensatz zu den KFZs können Emissionen aus Triebwerken von Flugzeugen nicht gefiltert oder nachbehandelt werden, um die gefährlichen Feinstaubbelastungen einzudämmen. Nur eine deutliche Verringerung des Flugverkehrs könnte Abhilfe schaffen.  Die 5 Sterne für Österreich fordern daher eine rasche Einführung einer EU-weiten Kerosinsteuer oder einer gleichwertigen CO2 – Emissionsabgabe für startende   oder auch landende Flugzeuge innerhalb der EU.

 

  • Die Grünen in Bayern (wohlgemerkt: nicht jene Wiens oder Niederösterreichs) haben in ihrem Landtag den Antrag eingebracht, auf dem Flughafen München ein Messnetz für Ultrafeinstaub (UFP) zu installieren. Von großer Bedeutung hierbei sind nicht nur die Erhebungen der Ultrafeinpartikelkonzentrationen, sondern auch die Analyse deren chemischen Zusammensetzung wie auch deren Verwirbelung mit all den gesundheitlichen Schäden für die Menschen auf dem Flughafen und in den Anrainergemeinden.

Aber seien wir uns doch eingedenk: Feinstaubproduzenten sind letztlich wir alle. Wir fahren zu viele Autos, verbrennen zu viel Holz, essen zu viel Fleisch, verbrauchen zu viel Strom und fliegen einfach zu viel in der Welt herum. Jegliche Änderung muss daher bei uns selbst beginnen, was aber nicht immer ganz einfach ist: wir können nicht immer auf unser Auto verzichten, die Pelletheizung austauschen oder unser Ernährungsverhalten ändern.

Die Fünf Sterne für Österreich loben einen Preis, ein Paar grüne Socken, für den besten Beitrag zur Reduktion von Feinstauben im privaten Bereich aus.

Was habe ich oder meine Familie  in der letzten Zeit dazu beigetragen, um Feinstaube in meiner Umgebung zu verringern?

 

Die ausführliche Ausarbeitung über Feinstaube – mit zusätzlichen Informationen und Tabellen – kann bequem als pdf-File gelesen, heruntergeladen und auch ausgedruckt werden. Bitte, klicken Sie an!

Langfassung: Feinstaube und ultrafeine Partikel (UFP)

Dieser Blogbeitrag kann zudem als pdf-File gelesen, heruntergeladen sowie ausgedruckt werden. Bitte, klicken Sie an!

Feinstaube und ultrafeine Partikel (UFP) – die unsichtbaren tödlichen Gefahren

2 Kommentare

  1. Vorschläge, um Feinstaube und ultrafeine Partikel(UFP) zu verringern

    1. Regionale und saisonale Produkte kaufen; Leitungswasser trinken, anstatt Plastikflaschen; Tiertransporte quer durch Europa vermeiden, stattdessen österreichisches Fleisch kaufen; keine Subvention für Großlandwirtschaften , die nur mit Traktoren zu bestellen sind, die wiederum viel Feinstaub erzeugen – erspart bzw. verkürzt die Transportwege (meist Diesel-LWK).

    2. Raumtemperatur nicht über 20 Grad, im Sommer keine Kühlgeräte außer im Verkauf von Lebensmitteln – bestehende Kraftwerke reichen aus.

    3. Anstatt Exportförderung Subventionierung einer europäischen Textilindustrie, wieder Hanf-, Leinen -und Wolle zur Kleidererzeugung- erspart die Billigimporte aus Asien, der Schiffsverkehr(Diesel) wird reduziert.

    4. Keine Billigschiffsreisen, keine Billigflieger in Schwechat landen lassen, drastische Erhöhung der Landegebühr, keinesfalls ein Ausbau von Schwechat, da jetzt schon der Lärm im Westen von Wien für Mensch und Tier unerträglich ist, Einführung einer Kerosinsteuer innerhalb der EU.

    5.Verbrennungsanlagen für Restmüll haben Extrafilter, erzeugen UFP – daher Müllvermeidung, keine kurzlebigen Artikel mehr kaufen, Garantie auf eine Mindestlebensdauer.

    6. Grundsätzlich mit den Ressourcen, beispielsweise Wasser, sparsam umgehen.

    7) Mehr Begrünung in den Städten (Bäume, Sträucher, auch die Möglichkeit zur Errichtung von Dachgärten soll erleichtert werden), die Grundstücke dürfen nicht mehr völlig, zu 90 %, verbaut werden. Mindestens ein Drittel der Grundfläche muss unverbaut bleiben. Und die Grundstücke dürfen durch Tiefgaragen nicht total versiegelt werden. Dies alles hülfe wenigstens die groben Staubpartikel zu reduzieren.

    8) LNG – verflüssigtes Erdgas, das keine CO2 Emissionen produziert – wäre im Schiffsverkehr viel besser geeignet als Dieselmotoren, detto Busse in Großstädten.

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