Heilige Corona hilf! Ländervergleich über Verlauf und Folgen der Covid-19 Pandemie mit einem Österreichschwerpunkt

Über länderbezogene Verläufe und Folgen der Covid-19-Pandemie liegen viele empirische Befunde vor.

Was aber bisher fehlte, war eine vergleichende Länderanalyse. Aber nur aus solchen länderübergreifenden synoptischen Betrachtungen und Analysen können glaubwürdige Evaluationen der getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und eine realistische Abschätzung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen vorgenommen werden.

In diesem Blogbeitrag soll nach Antworten auf acht wichtige Fragen über Verlauf und Folgen der  Covid-19-Pandemie in Österreich – unter Einbezug vergleichbarer Länder – gesucht werden.

Die jeweiligen Länderbeschreibungen der übrigen neun Länder (acht europäische Staaten und die USA) mit Tabellen und Grafiken sind in einem eigenen pdf-File am Ende dieses Blogbeitrages beigefügt. Schauen Sie sich dies an!

Für die vorliegende Länderanalyse mit dem Schwerpunkt auf Österreich wurden zehn Länder, die sich entweder aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stärke oder ihren spezifischen Pandemieverlauf empfahlen, ausgewählt:

A. Länder mit der größten Covid-19-Belastung (13. 5. 2020):

1. Stelle: Belgien mit 76,9 Todesfällen pro 100.000 EW
3. Stelle: Italien mit 51,4 Todesfällen pro 100.000 EW
4. Stelle: Großbritannien mit 50,0 Todesfällen pro 100.000 EW (62,7 Todesfälle pro 100.000 EW mit Stand: 13. 6. 2020)
5. Stelle: Frankreich mit 40,4 Todesfällen pro 100.000 EW


B. Länder mit mittlerer Covid-19-Belastung:

6. Stelle: Schweden mit 33,9 Todesfällen pro 100.000 EW . Mit Stand 21. Juni 2020 wurden bereits 5.053 Covid-19-Todesfälle bzw. 49 Todesfälle pro 100.000 Einwohner gezählt. Damit rangiert Schweden bereits vor Frankreich, aber immer noch hinter Großbritannien .
8. Stelle: USA mit 25,8 Todesfällen pro 100.000 EW
9. Stelle: Schweiz mit 21,7 Todesfällen pro 100.000 EW

C. Länder mit geringer Covid-19-Belastung:

11. Stelle: Deutschland mit 9,4 Todesfällen pro 100.000 EW
12. Stelle: Dänemark mit 9,3 Todesfällen pro 100.000 EW
14. Stelle: Österreich mit 7,0 Todesfällen pro 100.000 EW

14. Stelle bezüglich Covid-19-Belastung: Österreich

Wir sind doch Corona-Weltmeister! Um diese Behauptung zu stützen, wurde erstmal  ein Worst-Case-Szenario apokalyptischen Ausmaßes entworfen. Von 100.000 Toten  und „Jedermann wird jemanden kennen, der an Covid-19 verstarb“ war die Rede.

Wie hanebüchen die WENN-DANN-Prognose von den 100.000 Covid-19-Todesfällen, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, war, soll an einem kleinen Rechenbeispiel veranschaulicht werden:

Bei der damals bereits richtig geschätzten Infektionssterblichkeit von einem Prozent (in der Heinsberg-Studie sogar nur 0,37 %), müsste es in Österreich ungefähr zehn Millionen Infizierte geben, um eine Million mehr als die Alpenrepublik Einwohner hat.

Die Antworten auf acht Fragen sollen aber weisen, ob der österreichischen Bundesregierung wirklich das Prädikat eines umsichtigen und erfolgreichen Umganges mit der Viruskrise zukommt.     

(1) Hat die österreichische Bundesregierung umgehend auf die Pandemie-Gefahr reagiert?

Erste Hinweise zur Verbreitung des Coronavirus in Tirol, wiewohl man damals seine Gefährlichkeit nicht erkannte, gab es bereits am 29. Februar 2020, nachdem eine Reisegruppe aus Island bei ihrer Rückkehr aus dem Tiroler Schiort Ischgl positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Bereits am 4. März stuften isländische Behörden Ischgl als ein Hochrisikogebiet ein. Wien wurde informiert: Anzahl der Personen, die davon betroffen waren; Hotels, wo sie gewohnt haben etc. 

Wien – unter Assistenz und mit Wortführung der Tiroler ÖVP sowie der Tiroler Fremdenverkehrswirtschaft – behauptete vielmehr, dass sich die Schifahrer nicht in Tirol, sondern auf ihren Rückweg nach Reykjavik mit im selben Flugzeug befindlichen Italien-Rückkehrern infiziert hätten.

Selbst als im nahen Italien die Pandemie bereits voll ausgebrochen war, wurden in den Tiroler Schiorten noch völlig verantwortungslos Apres-Schi-Partys gefeiert. Inzwischen gibt es aber bereits Sammelklagen gegen den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), Bürgermeister von Ischgl, Seilbahngesellschaften und Behördenvertreter.  

(2) Ist in Tirol das  österreichische Epizentrum der Coronavirus-Pandemie zu suchen?

Mit Stand 9. April 2020 gab die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bekannt, dass sich 625 von den 1.068 untersuchten Sars-CoV2-Infizierten oder 57 Prozent im Tiroler Schiort Ischgl angesteckt haben. Auch die Verbreitung in Island ließ sich Anfang März – wie bereits ausgeführt – maßgeblich  auf Ischgl zurückführen. Von den 1.198 in Norwegen bestätigten Infektionen wurden 500  den zu dieser Zeit in Österreich urlaubenden Staatsbürgern zugeordnet. Und von 262 Infizierten in Dänemark gehen mehr als die Hälfte auf das Konto der Tiroler Schiorte. Hinzu kommen Infizierte in Schweden, England und Irland, die sich den Angaben der jeweiligen Gesundheitsämter zufolge in Ischgl oder in anderen Tiroler Schiorten infizierten.

Wien aber schwieg dazu, wiewohl immer voll informiert!

Erst mit einer ungefähr vierzehntägigen Verspätung gegenüber Island begannen die österreichischen Gesundheitsbehörden auf die Pandemie zu reagieren und starteten Testserien im größeren Stil – in Tirol wie auch in Wien gleichermaßen.

(3) Gab es in Österreich einen unterschiedlichen regionalen Verlauf der Infektionen?

Breit gefächerte Tests gab es in Österreich nicht vor dem 10. März – auch nicht in Tirol.

Der unterschiedliche Verlauf der Neuinfektionen in Tirol und in Wien enthüllt aber sehr interessante Erkenntnisse.

Es muss aber vorausgeschickt werden, dass die statistischen Angaben keineswegs die Zahl der Sars-CoV2-Infektionen widerspiegeln, sondern nur jene Personen, die labordiagnostisch positiv auf Sars-CoV-2 – ohne Symptomatik – getestet wurden.  Wenn  aber nicht getestet wird, dann gibt es auch keine Coronavirus-Infektionen.

Für Tirol kann aber gesagt werden, dass nach Anlaufen der Testserie – zwischen 23. März und 12. April – die Zahl der Infizierten praktisch explodierte. Daraus kann man schließen, dass es eine  sehr hohe Dunkelziffer an nicht entdeckten Infizierten gab.  

Das Virus muss sich bereits viele Monate lang endemisch ausgebreitet haben.

Der Infektionsverlauf in Wien verlief hingegen sehr zögerlich und nur leicht stetig ansteigend. Verglichen mit anderen Hauptstädten in Europa war Wien nie ein Hotspot. Und ist es heute ebenso nicht. Dass es in der Bundeshauptstadt nur sehr langsam zu einer Ausbreitung der Pandemie kam, ist vor allem auf die rigide Segregation der Wiener Bevölkerung mit dem hohen Migrantenanteil zurückzuführen, da die einzelnen Ethnien abgeschottet leben. Auch der Umstand, dass die österreichischen Asylanten – anders als jene in Schweden, die vornehmlich in der Altenpflege beschäftigt sind und dadurch den Verlauf der Pandemie beschleunigten – in der Mehrzahl von der Mindestsicherung leben und deshalb dem Kontakt mit der Bevölkerung  weitgehend entzogen sind, hemmte die Ausbreitung des Virus. Seine Verbreitung wurde erst Ende Mai in den Asylzentren der Stadt virulent.

In der zweiten Maihälfte entbrannte ein politischer Streit zwischen dem Innenminister (ÖVP) und der mehrheitlichen roten Stadtregierung, da es in Wien zu einer Steigerung der Infizierten kam, wiewohl sie in Rest-Österreich rückläufig war.

Betrachtet man aber die Zahl der in der Bundeshauptstadt Infizierten im Mai etwas genauer, dann sieht man, dass es sich hierbei um tägliche Neuinfektionen von 50 bis zu  60 Personen handelte, gegenüber 20 Personen in Restösterreich. Und dies in einer Stadt mit fast zwei Millionen Einwohnern.

Der Anteil der Sars-CoV-2-Virus-Neuninfektionen in Wien überschritt bis Mitte April dieses Jahres nie die 30-Prozent-Marke. Danach stieg ihr Anteil aber bis zu 80 Prozent der täglich Infizierten in Österreich insgesamt, wenngleich ab Mai nie mehr als 100 Personen pro Tag infiziert wurden. Nicht zu vergessen am Höhepunkt der Pandemie lag die tägliche Infektionsrate bei 1.000 Personen und mehr.   

Und bezogen auf die Todesfälle gab es überhaupt keine Veränderung, da die Neu-Infizierten durchwegs junge Asylanten mit einem asymptomatischen Krankheitsverlauf waren. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich dadurch nicht!

Auf einem  anderen Blatt steht aber, dass nicht die Alten, sondern die Jungen unter den dramatischen Folgen der Covid-19-Pandemie  zu leiden haben. 

Etwas überspitzt formuliert: Die Jüngeren (aber nicht Kinder) werden infiziert und die Alten müssen sterben! Den wirtschaftlichen Tod werden aber in Zukunft die Jungen erleiden müssen.

Eine Studie des deutschen Virologen Prof. Christian  Drosten weist aber in eine gänzlich andere Richtung, dass nämlich Kinder gleichermaßen wie Erwachsene infektiös sind, wenngleich sie nicht an Covid-19 erkranken. Drosten warnte daher vor einer unbegrenzten Öffnung von Schulen und Kindergärten. 

Durch eine Havard-Studie wurde bestätigt, in der Daten des deutschen Robert-Koch-Instituts zur Auswertung herangezogen wurden, dass vornehmlich die Jugend (zwischen 20 und 24 Jahren) als Hauptüberträger des Virus fungiert. Es wäre aber überzogen,  dies auf ihre Partygeilheit zu reduzieren, denn viele von ihnen sind  in systemrelevanten Berufen  wie Krankenpflege, Handel usw. tätig, wo sie leichter, wenngleich vielfach auch asymptomatisch, infiziert, werden.

(4) Wie viele Menschen starben an und wie viele mit dem Sars-CoV2-Virus?

Wer letztlich am Coronavirus verstirbt, dies vermag niemand genau zu besagen. Statistisch erfassbar sind nur jene Personen, die zuvor als bestätigter Sars-CoV2-Virus-Fall galten und demnach verstarben – unabhängig davon, ob das Virus die Todesursache war oder nicht. D.h. alle Coronovirus-Toten – mit Vorerkrankungen –  sind mit(!) dem Virus verstorben, praktisch niemand am(!)  Virus allein.

Wie viele Personen sind nun mit dem Coronavirus verstorben? Wie hoch ist  daher die Todesrate von Covid-19?

Mit 31. März 2020 startete das SORA-Institut (ein sozialwissenschaftliches Institut in Wien) gemeinsam mit dem Roten Kreuz sowie der Medizinischen Universität Wien eine Testreihe (PCR-Tests) bei ungefähr 2.000 zufällig ausgewählten Einwohnern Österreichs.  Die auch angedachten Antikörpertests, wodurch der Immunisierungsgrad der Bevölkerung gemessen werden kann, waren noch nicht einsatzfähig. Sie machen auch erst nach dem Ende einer Pandemie einen Sinn, um damit den Grad der „Herdenimmunität“ (Durchseuchungsgrad) bestimmen zu können.

Am 10. April wurden dann die Ergebnisse der Studie bekanntgegeben. Tatsächlich wurden 1.544 Personen getestet. In der dann gewichteten Stichprobe betrug der Anteil der positiv Getesteten 0,33 % mit +/- 0,14 % 99 % Konfidenzintervall. Der Hochrechnung zufolge waren zum damaligen Zeitpunkt 28.500 Personen infiziert.

Diese empirisch ausgewiesene Zahl von ungefähr 30.000 Infizierten (durch Tests gemeldete Infizierte: 13.560) und 337 bestätigten Todesfällen zum damaligen Zeitpunkt ergibt für Österreich – und diese Ergebnisse sind durchaus auf andere Länder übertragbar –  eine Todesrate von 1,2 Prozent mit +/- 0,28 % 99%-Konfidenzintervall.

Mir ist keine andere Erhebung bekannt, die auf empirischer Basis die Berechnung der Covid-19- Sterberate zulässt. Sie ist aber deshalb so wichtig, um die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der politischen Maßnahmen und wirtschaftlichen Folgen besser abschätzen zu können.   

Wiewohl der Studienleiter der sehr verdienstvollen Heinsberg-Studie Hendrik Streeck  eine solche angeregte, fehlt  sie für Deutschland. Das Robert-Koch-Institut verwehrte sich mit fadenscheinigen Argumenten dagegen und setzt auf Antikörpertests, die lediglich eine überstandene Infektion anzeigen soll. Erste Ergebnisse sind  dann Ende Sommer 2020 zu erwarten. Was ist aber von solchen Ergebnissen – mit welchen Schlussfolgerungen und Konsequenzen  – zu erwarten? Durchseuchungsgrad: 5, 10 oder sogar 15 %? Und was dann?

(5) Wie viele Menschen wurden vom Sars-CoV2-Virus infiziert? Höhe der Dunkelziffer.

Die Ergebnisse der SORA-Studie bieten zudem die Möglichkeit,  mithilfe der errechneten Todesrate der mit Covid-19-Verstorbenen die Zahl der insgesamt Infizierten  eines Landes abzuschätzen.

Ausgangspunkt bildet die im vorigen Abschnitt für Österreich berechnete Todesrate von 1,2 Prozent.

Mit einer einfachen Schlussrechnung kann damit die Zahl der mit dem Sars-CoV2-Virus – Infizierten (inkl. der Dunkelziffer) berechnet werden.

1,2 % – 624 Todesfälle
100 % – x Infizierte

= 52.000 Infizierte

Österreich hatte am 13. 5. 2020 624 mit der Covid-19-Erkrankung Verstorbene zu beklagen. Bei einer ausgewiesenen Todesrate von 1,2 Prozent lässt sich  somit die Zahl der insgesamt Infizierten mit 52.000 Personen errechnen. Dies entspräche einem Durchseuchungsgrad von 0,6 %. Von einer Herdenimmunität sind wir also noch sehr weit entfernt. Vorher überrollt uns noch Covid20, Covid21 usw..

Bei den Infektionen und Covid-19-Todesfällen ist Belgien Spitzenreiter bezogen auf 100.000 Einwohner: Trotz massiver und restriktiver Maßnahmen hatte dieses Land verglichen mit Österreich ungefähr zehn Mal so viele Infizierte wie auch Todesfälle zu beklagen.

Deutschland und Österreich sind in ihrem unbestreitbaren Erfolg in der Eindämmung der Coronakrise durchaus vergleichbar. Ähnliche Bevölkerungsstruktur und gleiches Obrigkeitsdenken, was der Befolgung der angeordneten Maßnahmen nur allzu förderlich war.   

(6) Sind in der verlängerten Wintersaison 2019/2020 mehr oder weniger Menschen verstorben?

Es ist immer schlimm, einen geliebten Menschen zu verlieren. Daher kann eine jegliche Diskussion zur „Über- oder auch Untersterblichkeit“, ob mehr oder weniger Menschen als dem statistischen Durchschnitt entsprechend verstarben, als zynisch verstanden werden. Wer stirbt schon gerne rechtzeitig?

Antworten darauf zu finden, sind aber vor allem deshalb so wichtig, weil mit jeglichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie schwerwiegende soziale und wirtschaftliche Folgen für die Bevölkerung sowie Kosten verbunden sind.

An normalen Tagen versterben in Österreich ungefähr 230 Menschen (statistischer Durchschnitt). Alle Covid-19-Todesfälle 2020 bisher machen somit nur drei Zusatztage aus!

Wir haben die Todesfälle  in Österreich von 2013 – 2020, wie sie von der Statistik Austria täglich erfasst werden, nach den  einzelnen Kalenderwochen zusammen gefasst und ausgewertet.  

Es wurden sieben Zeitreihen (verlängerte Wintersaisonen) in die Analyse einbezogen: die 44. KW – 52. KW entspricht in etwa 1. Novemberwoche bis zur vierten Dezemberwoche und die 1. KW – 20. KW erste Jänner- bis zur zweiten Maiwoche.

1.  Zeitreihe: 44.KW – 52. KW 2013 und 1. KW – 20 KW 2014

2.  Zeitreihe: 44.KW – 52. KW 2014 und 1. KW – 20 KW 2015

3.  Zeitreihe: 44.KW – 52. KW 2015 und 1. KW – 20 KW 2016

4.  Zeitreihe: 44.KW – 52. KW 2016 und 1. KW – 20 KW 2017

5.  Zeitreihe: 44.KW – 52. KW 2017 und 1. KW – 20 KW 2018

6.  Zeitreihe: 44.KW – 52. KW 2018 und 1. KW – 20 KW 2019

7.  Zeitreihe: 44.KW – 52. KW 2019 und 1. KW – 20 KW 2020

Aus diesen sieben Zeitreihen wurde eine durchschnittliche Sterbefälle-Zeitreihe pro Kalenderwoche berechnet, die ihrerseits erlaubte, einen Vergleich mit jeder dieser sieben Zeitreihen zu ziehen, um die Zahl der „Übersterblichkeit“ bzw. „Untersterblichkeit“ abzuschätzen.

Über- bzw. Untersterblichkeit gegenüber dem Durchschnitt 2013 – 2020

1. Zeitreihe Wintersaison 2013/2014:  – 2.809 Personen

2. Zeitreihe Wintersaison 2014/2015 : +1.083 Personen

3. Zeitreihe Wintersaison 2015/2016 : – 2.662 Personen

4. Zeitreihe Wintersaison  2016/2017 : + 2.161 Personen

5. Zeitreihe Wintersaison 2017/2018 : + 1.129 Personen

6. Zeitreihe  Wintersaison 2018/2019:      + 87 Personen

7. Zeitreihe  Wintersaison 2019/2020: + 1.001 Personen

Covid-19-Tote 2020:         629 Personen

In der Wintersaison 2014/15 ist die erste der drei Grippewellen in dem siebenjährigen Beobachtungszeitraum zu verzeichnen, die allerdings noch sehr moderat verlief.

In den beiden „Wintersaisonen“ 2016/17 sowie 2017/18 verstarben in Österreich ungefähr über zweitausend Menschen mehr als es aufgrund dieses siebenjährigen Durchschnitts aller Sterbefälle in den einzelnen Kalenderwochen zu erwarten gewesen wäre.

Unsere Berechnungen bezüglich massiver Übersterblichkeiten 2016/17 und 2017/18 stimmen aber nicht ganz mit der von der Agentur für Gesundheit und Ernährungswissenschaft (AGES) berechneten jährlichen Influenza-Opfer überein, was die angegebenen Zeiträume betrifft. Sie sind nämlich jeweils um ein Jahr verschoben.    

Laut Berechnungen der AGES waren in der Wintersaison 2017/2018 440.000 Personen an Influenza erkrankt und  2.800 Personen verstarben daran oder mit. Trotz der vielen Erkrankungen und Todesfälle betrug aber die Impfungsrate nicht mehr als sechs Prozent. D.h. man kann aus dieser niedrigen Impfungsrate den Schluss ziehen, dass auch die Senioren vom Impfangebot nicht Gebrauch machen.  

Für die Wintersaison 2018/2019 wurden 145.000 Erkrankungen und 1.400 Tote geschätzt. Und wo blieb damals  die Politik?

Ähnliche Daten wurden auch für Deutschland ausgewiesen. Das Robert-Koch-Institut schätzte, dass die Influenzawelle 2017/2018 zu über 25.000 Todesfällen führte. Nur zur Erinnerung: die Covid-19-Pandemie forderte bei unserem nördlichen Nachbarn nicht einmal 8.000 Todesfälle (Stand 13. 5. 2020). 

Für die Wintersaison 2019/2020 lässt sich unseren Auswertungen zufolge eine Übersterblichkeit von 1.000 Personen (Grippetote und etwas mehr als 600  Covid-19-Todesfälle zum Zeitpunkt KW19) herausrechnen

7. Wurde auch in österreichischen Krankenhäusern eine Triage – Aussonderung –  von Nicht-Covid-19-Erkrankten betrieben?

Etwas Unerhörtes begab sich Mitte Mai dieses Jahres  in deutschen Landen. Ein kleiner Oberregierungsrat, namens Stephan Kohn,  erlaubte sich,  die deutsche Coronavirus-Containment-Politik  grundsätzlich in Frage zu stellen, in dem er offiziell ein 190-seitiges Papier  mit folgenden erklärenden Zeilen versehen an die Innenministerien der Länder versandte: “Durch den neuen Virus bestand vermutlich zu keinem Zeitpunkt eine über das Normalmaß hinausgehende Gefahr.“ Und er führte weiter aus: „ Es werde daher dringend empfohlen, die staatlich angeordneten Schutzmaßnahmen vollständig aufzuheben.“  

Die Konsequenzen folgten auf dem Fuß: Nein, keine Diskussion über seine Thesen, sondern seine unverzügliche Suspendierung.  Seine Karriere ist somit sicherlich „perdu“ und sein Beamtenstatus zudem in Gefahr.

Es lohnt sich aber mit seinen Kernthesen auseinanderzusetzen. Was ist, wenn seine zentralen Aussagen zutreffen? Wenn der Shutdown auf wirtschaftlichem Gebiet durch drastische Einkommensverluste und Insolvenzen sowie auf dem Gebiet der Gesundheitsvorsorge durch unterbliebene Operationen und Pflege für Nicht-Coronavirus-Patienten tatsächlich größere Schäden bewirkte?

Was ist, wenn das Niederfahren  der Wirtschaft eine viel geringere Auswirkung auf den Pandemieverlauf hatte als von der Regierung bisher geglaubt bzw. behauptet wurde? (Siehe dazu die Länderbeschreibungen Schweden und auch Dänemark!)

Die Behauptung, ohne die drastischen Wirtschaftseinschränkungen wären die Infektionszahlen explodiert, steht auf sehr wackeligen Beinen. Darauf verwies bereits der amerikanische Epidemologe John P. A. Ioannidis in einem Aufsatz, in dem er die Frage aufwarf, ob der Corona-Shutdown an einem bestimmten Punkt mehr schaden als nützen könnte. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Todesrate bei Covid-19 bei einem Prozent liegt.

Natürlich dürfen die vielen schweren Krankheitsverläufe, die nicht zum Tode führten, keinesfalls ausgeblendet werden.

Hinzu kommt, dass jede Pandemie (dahinter verbergen sich die griechischen Wörter für „das ganze Volk“) ihren natürlichen Verlauf hat – mit und ohne Maßnahmen zu ihrer Eindämmung.

Das Coronavirus zählt eigentlich – etwas despektierlich formuliert – zu den  „Schnupfenviren“ und hasst daher UV-Strahlen ungemein. So hatte zum Beispiel Australien mit dem Ausbruch der Pandemie  im  Spätsommer auf der Südhalbkugel und bei 26 Millionen Einwohnern nur etwas mehr als 6.700 Infizierte und 83 Todesfälle zu verzeichnen, ohne dass irgendwie erkennbar die Maßnahmen der Bundesregierung eingehalten worden wären.

Der deutsche Virologe Christian Drosten spekulierte bereits Ende Mai über einen möglichen Zusammenhang zwischen den hohen Übertragungsaktivitäten des Virus in Schlachthöfen und den dort vorherrschenden niedrigen Raumtemperaturen (12 Grad Celsius oftmals). Er machte einen Temperatureffekt aus: Wenn es kälter wird, wird das Virus besser übertragen.

Die Kernpunkte des Kohn`schen Thesenpapiers – bezogen auf die Bundesrepublik Deutschland:

  • „Zwischen unter 5.000 bis zu 125.000 Patienten, die aufgrund von verschobenen Operationen versterben werden/ schon verstarben.“
  • Weitere „Tausende Tote“ durch abgesagte Folgebehandlungen“ von Operationen („zum Beispiel Krebs, Schlaganfall, Herzinfarkt“), durch Selbstmorde (unter anderem durch fehlende Versorgung von „psychisch Instabilen“ während der Kontaktverbote).
  • Zusätzliche Tote „durch Herzinfarkt und Schlaganfall“ bei Patienten, die sich wegen der Corona-Schließungen nicht mehr zur Vorsorge in Kliniken trauen. 
  • Unterversorgung der Pflegebedürftigen. Bei 3,5 Millionen Pflegebedürftigen würde eine zusätzliche  Todesrate von einem Zehntel Prozent zusätzliche 3.500 Tote ausmachen.

Es empfiehlt sich, um ein Gefühl für die Größenordnungen in Österreich zu erhalten, die obigen Angaben durch Zehn zu dividieren: 500 bis zu 12.000 verschobene Operationen, Hunderte von Toten aufgrund abgesagter Folgebehandlungen  usw..  

Die Schwäche dieses an sich sehr verdienstvollen Papiers liegt aber augenscheinlich darin, dass seine Thesen nicht empirisch abgestützt wurden. Und seine Kritiker haben genau da angesetzt, da es keinen empirischen Beweis für die Nicht-Covid-19-Toten gäbe.

Für Österreich wurde aber der Versuch unternommen, die Übersterblichkeit von Nicht-Covid-19-Patienten  für den Pandemiezeitraum  11. – 19. Kalenderwoche (vom 9. März bis zum 10.  Mai 2020) zu schätzen. Diese Berechnungen könnten auch für Deutschland durchgeführt werden, um die Kohn`schen Thesen zu überprüfen.

Es wurde bereits ausgeführt, dass die „Übersterblichkeit pro Kalenderwoche“ die Differenz zwischen Anzahl der wöchentlichen Todesfälle im Beobachtungszeitraum abzüglich Anzahl der durchschnittlichen Todesfälle in den sieben Vergleichsjahren 2013 – 2020 bildet.  

Der grafische Verlauf dieser Zeitreihe vom 9. März bis zum 10. Mai 2020 enthüllt Bestürzendes: in den nächsten drei Kalenderwochen ab dem 9.März bis zum 29. März 2020 standen den 346  berechneten „Übersterblichkeitstoten“ nicht mehr als 86 Covid-19-Toten gegenüber. D.h. fast dreihundert Personen sind in diesen drei Wochen verstorben, weil lebenswichtige Operationen und medizinische Maßnahmen unterblieben.  In weiterer Folge dürften auch die Patienten selbst – vor allem jene, die im April verstarben  – ihr vorzeitiges Ableben mitverschuldet haben, da sie nicht immer rechtzeitig eine medizinische Betreuung in Anspruch nahmen.

Für den gesamten Beobachtungszeitraum (11. Kalenderwoche – 19. Kalenderwoche) betrug die Übersterblichkeit 1.013 Tote bei 618 Covid-19-Toten.

Die dreihundert und mehr Nicht-Covid-19-Todesfälle haben aber auch ein Gesicht. Dahinter verbergen sich Schicksale.

Am 22. März dieses Jahres (12. KW) klagte eine 62-jährige Grazerin über Schwindel, Atemnot, Hörverlust, Sodbrennen und Durchfall. Die mittels Notruf herbei gerufenen Sanitäter diagnostizierten kühn eine bloße Verkühlung.

Der Bitte des Gatten, man möge seine Ehefrau ins Spital zu bringen, wurde mit dem Hinweis auf die aktuelle Corona-Situation abgelehnt.

Wenige Stunden später verschlechterte sich der Zustand von Barbara A., sie wurde nun doch  noch ins Grazer LKH gebracht, sofort am Herzen notoperiert und nach zwölf Stunden war die Mutter und Ehefrau tot.

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Graz „wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung“.

Aber gegen wen soll ermittelt werden? Doch nicht gegen die Sanitäter? Diese sind nur die letzten Glieder einer Befehlskette.

Die Frage ist vielmehr: Wurde eine Weisung ausgegeben, die medizinischen Kapazitäten in den Krankenhäusern für Covid-19-Patienten frei zu halten und eine „Triage“ vorzunehmen?

Es ist jedenfalls  gut dokumentiert, dass am 11. März ganze Abteilungen in Wiener Krankenhäusern leer geräumt und die Patienten auf die Straße gesetzt wurden, um Platz für den befürchteten Ansturm von Covid-19-Patienten zu schaffen, der aber letztlich ausblieb.

Apropos Weisungen bezüglich einer „Triage“: Für Frankreich existiert eine Verwaltungsvorschrift vom 19. März 2020, in der Ärzte dazu angehalten wurden, den Zugang von gebrechlichen Personen auf Intensivstationen drastisch zu reduzieren. Waren am 20. März noch 20 % der Intensivpatienten über 75 Jahre alt, so betrug ihr Anteil zwei Wochen später nur mehr sieben Prozent.  

8. Erfolgten die Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung zur Eindämmung der Pandemie rechtzeitig und war der monatelange „Shutdown“ angemessen?   

Die richtigen Antworten auf die Fragen über Zeitpunkt zur Einleitung sowie Umfang der zu ergreifenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind von eminenter Bedeutung, sind sie doch mit sehr hohen Kosten und nachhaltigen sozialen Folgen für Bevölkerung und Wirtschaft verbunden.

Die hierbei vorzustellende Evaluation basiert auf einem Vergleich über die Entwicklung der täglich gemeldeten Neuinfektionen von ausgewählten Ländern, die eine unterschiedliche Politik zur Eindämmung der Covid-19-Erkrankung verfolgten.

Die täglich gemeldeten Infektionen sind nämlich die einzigen empirischen Werte,  die zur Steuerung der Pandemie zur Verfügung standen und auch stehen.

Auch die Nettoreproduktionszahl basiert darauf. Sie besagt nämlich wie viele Personen eine bereits infizierte Person ihrerseits infizierte. Für zehn Personen hochgerechnet bedeutet ein Reproduktionsfaktor von 1, dass zehn Personen ihrerseits wiederum zehn Personen infizierten. Wenn also der Faktor unter 1 gehalten werden kann, ist mit einer Abnahme der Pandemie zu rechnen. Die Crux dabei ist aber, dass die gemeldeten Infektionen die einzigen empirischen Werte sind. Alles andere sind reine Schätzungen, die bei einem neuen Virus, da es an empirisch abgesicherten Erfahrungen mangelt, sehr fehlerbehaftet sind: beispielsweise Häufigkeit und Dauer der Infektion durch einen Infizierten.

Der Covid-19-Reproduktionsfaktor schwankt zwischen 1,4 und 5,7. So das deutsche Robert Koch-Institut, die Heinsberg-Studie sowie unabhängige Wissenschaftler. Zwischen diesen einzelnen Reproduktionsschätzungen liegen aber Welten. Denn es ist nicht einerlei, ob zehn Personen ihrerseits wiederum 14 Personen oder sogar 57 Personen infizieren.

Wir haben uns daher in der  Analyse auf die täglich gemeldeten Infektionen konzentriert, deren Zahlen ebenso kritisch hinterfragt werden müssen. 

Zum einen werden nur diejenigen Personen erfasst, die vorher positiv auf das Sars-CoV2-Virus getestet wurden. Wo aber nicht getestet wird, gibt es auch keine Neuinfektionen. Zum anderen spiegelt das Datum den Tag der Meldung und nicht jenen der Infektion wider.   

Österreich hat erst relativ spät mit der Testserie begonnen – und zwar nachhaltig erst am 12. März 2020 mit 96 gemeldeten positiv auf das Coronavirus Getesteten. In Dänemark wurden bereits am 6. März 200 Personen (vornehmlich Heimkehrer von einem Schiurlaub in Tirol) positiv auf das Virus getestet.

Während sichnochbis zum 11. März Wintertouristen aus ganz Europa bei den Schiliften und in den Apres-Schi-Bars Tirols drängelten, stapelten sich in Bergamo bereits die Särge.

Die Tiroler Schigebiete wurden erst am 12. März offiziell geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Italien (eigentlich nur Norditalien) innerhalb von zwei Wochen bereits 1.016 Covid-19-Todesfälle (mehr als Österreich für den gesamten mehrmonatigen Zeitraum der Pandemie) zu beklagen.  

Dass die Tiroler Gesundheitsbehörden viel zu spät auf den Ausbruch der Pandemie reagierten, zeugte auch die explosionsartige Zunahme der Infizierten in der zweiten Märzhälfte. So wurden am 31. März 2020 allein für Tirol 233 positiv auf das Coronavirus Getestete gemeldet. Bezogen auf eine Million Einwohner waren dies 335 Personen. Einer der höchsten bisher in Europa und auch in den USA gemessene Wert täglicher Neuinfektionen in einem Land.  

Es gilt festzuhalten, dass Tiroler Fremdenverkehrsgemeinden (allen voran Ischgl) neben der Lombardei  (dabei vor allem Bergamo) und das Elsass (Mühlhausen nach einem Treffen Evangelikaler) das dritte europäische Epizentrum der Pandemie bildeten.

Die Lombardei strahlte nach Spanien (beispielsweise nach einem Fußballspiel im Fußballstadion Mailand mit vielen Fans aus Valencia und Bergamo) sowie vermutlich auch in den Tessin und nach Tirol aus. Französische Pendler aus dem Elsass trugen das Virus in die nahe Schweiz (Kanton Genf). Und das Land Tirol seinerseits bediente ganz Nordeuropa.   

In der Folge war es sicherlich den konsequenten Maßnahmen der Bundesregierung und einer disziplinierten obrigkeitsgläubigen Bevölkerung (in diesem Fall durchaus  positiv zu verstehen) geschuldet, dass die Zahl  der Neuinfektionen sehr schnell und nachhaltig nach unten gedrückt wurde. Hinzu kam, dass Tiroler Gebirgstäler leicht abzuriegeln waren. Aber das Tiroler „Coronagift“ war da bereits über halb Nordeuropa versprüht.

Ab der 15. Kalenderwoche (nach dem 6. April) nahm in Österreich die Zahl der Neuinfektionen drastisch ab. In Deutschland war ein anhaltender Rückgang der Neuinfektionen bereits ab der 13. Kalenderwoche (nach dem 23. März) zu beobachten. Aber Wien wie auch Berlin verharrten weiterhin in einer Schockstarre.

Anders agierte die verantwortungsbewusste Politik in Dänemark: ähnliche drastische Maßnahmen wie in Österreich und Deutschland und gleicher Erfolg beim Rückgang der Neuninfektionen und den wenigen Covid-19-Todesfällen. Die dänische Regierung zog aber daraus die richtigen Schlüsse und verfügte bereits Mitte April eine sukzessive Lockerung der Maßnahmen (beispielsweise Öffnung der Kindergärten und Schulen).

Dass daraufhin die Neuninfektionen wieder leicht anstiegen (der Nettoreproduktionswert bewegte sich wiederum in  Richtung 1), vermag aber nicht zu verwundern. Der selbige stieg auch in Österreich und in Deutschland, nur drei Wochen später nach der Lockerung der Maßnahmen in diesen beiden Ländern. Drei Wochen mehr an Kosten für unsere Wirtschaft (vor allem für Dienstleistungsbetriebe) und drastische soziale Folgen für die Arbeitnehmer.

Für Österreich gilt daher ein zweimaliges „ Zu spät “ und eine verantwortungslose Hinnahme von hunderten Nicht-Covid-19-Todesfällen:   

  • Zu spät mit den Maßnahmen (d. h. eigentlich nur im dritten europäischen Pandemie-Epizentrum Tirol, aber nicht in Wien oder anderswo)  begonnen
  • und zu spät diese gelockert zu haben. Nicht wie es Dänemark mit einer Lockerung nach Ostern (ab Mitte April) mit Erfolg vormachte. 
  • Die  extreme Panikmache österreichischer Politiker, bei der man von 100.000 Covid-19-Todesfällen und mehr sprach, führte zu einer Triage (Aussonderung) in den österreichischen Krankenhäusern mit der Konsequenz von hunderten Nicht-Covid-19-Todesfällen, wiewohl die gute Ausstattung österreichischer Krankenhäuser mit u.a. Intensivbetten (33,3 Intensivbetten in Deutschland, 28,9 Intensivbetten in Österreich,  aber nur 8,6 Intensivbetten in Italien pro 100.000 Einwohnern laut einer aktuellen OECD-Studie) einen Kollaps der medizinischen Betreuung in unseren Krankenhäusern zu keinem Zeitpunkt befürchten ließ. So war bereits Ende April nur die Hälfte der Intensivbetten besetzt. Unseren Berechnungen zufolge (Siehe Antworten auf Frage sieben) sind lediglich in den drei Wochen nach dem 9. März dreihundert Personen verstorben, weil lebenswichtige Operationen und medizinische Maßnahmen unterblieben. Und diese müssen dann zu der Zahl der Covid-19-Todesfälle hinzu gezählt werden. 

Hinzu kommt, dass die jeweilig gewählte Strategie zur Eindämmung der Pandemie  massiv die Todesrate bestimmt.

Während in den drei Ländern – Österreich, Deutschland und Dänemark – nicht mehr als zehn Personen pro 100.000 Einwohnern mit dem Coronavirus – und zwar In Österreich (sieben Personen), in Dänemark (9,3 Personen) und  in Deutschland (9,4 Personen) – verstarben, bot sich in Schweden, das eine gänzlich andere Strategie (keine gesetzlichen Verordnungen, sondern lediglich Empfehlungen) verfolgte, ein gänzlich anderes Bild:  vier bis fünf Mal so viele mit dem Sars-CoV2-Virus Verstorbene  (33,9 Personen pro 100.000 EW). In absoluten Zahlen ausgedrückt:  3.460 Todesfälle (Stand 13. 5. 2020). Oder sogar 5.053 Todesfälle mit Stand 21. Juni 2020.

Aber diese Größenordnungen an Todesfällen sind auch bei uns – in Österreich – nach einer stärkeren Grippewelle zu beobachten. 

Die Analyse des Kurvenverlaufes der Neuninfektionen in Schweden widerspiegelt die Bemühungen derer Gesundheitsbehörden, eine Herdimmunität zu erreichen. Während in anderen Ländern die Zahl der Neuinfektionen mit allen Mitteln nach unten gedrückt wurde, blieb sie in Schweden konstant hoch. Der Nettoreproduktionswert oszilliert um die  Zahl 1. Vermutlich ausgerichtet auf die Kapazität der Krankenhäuser mit einer ausreichenden Anzahl von Intensivbetten.

Ein solcher sozialdarwinistische Ansatz vermag aber  durchaus Verwunderung auszulösen.

Es gilt aber zu bedenken:

(1) Es sind  in europäischen Krankenhäusern nachgewiesenermaßen hunderte, ja tausende Menschen an Nicht-Covid-19-Erkrankungen verschieden, da von einer gnadenlosen Medizin durch unterbliebene Operationen und Behandlungen eine Triage (Aussonderung) betrieben wurde. Siehe dazu auch die Länderbesprechung zu Frankreich im pdf-File!

(2) Es ist undenkbar, dass bei einem neuerlichen Ausbruch der Pandemie wiederum für Monate das wirtschaftliche und soziale Leben eines Landes heruntergefahren wird. Isolieren der (Hoch-)Risikogruppen, rigides „Containment“ (Eindämmung) regionaler bzw. lokaler Infektionsherde sowie Empfehlungen und ansonsten aber „business as usual“ wird dann die gewählte Strategie sein. Möglicherweise gibt es dann bereits einen Impfstoff, der aber nicht angenommen werden muss (die Impfungsrate bei Grippe liegt unter zehn Prozent). Aktuelle demoskopische Erhebungen vermitteln aber eine hohe Bereitschaft der Bevölkerung (von 60 Prozent und mehr), sich gegen den Covid-19 impfen zu lassen. 

(3)  Schweden hat zudem auf einen wirtschaftlichen Kahlschlag in der Dienstleistungswirtschaft (vor allem Gastronomie und Handel) verzichtet und sich die vielen Arbeitslosen mit erdrückenden Kosten erspart, wiewohl die Exportwirtschaft und der Tourismus ebenfalls massiv unter den globalen Einschränkungen zu leiden haben.  

(4) Es muss aber die Frage erlaubt sein, warum der „schwedische“ Weg mit einem rigiden lokalen bzw. regionalen „Containment“ (Eindämmung) nicht bereits im März 2020 beschritten wurde.

Die Länderbeschreibungen sowie der Blogbeitrag insgesamt sind als pdf-File abgespeichert und können bequem gelesen, heruntergeladen wie auch ausgedruckt werden:  

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1 Kommentar

  1. Lieber Kurt,
    Es muss sehr mühevoll gewesen sein, all das Material für deinen Bericht
    zusammenzutragen. Aber der Inhalt war hoch interessant. Viele Passagen,
    die ich mir gar nicht laut sagen traue, treffen auch meine Meinung. Der
    Regierung kann ich nur zugute halten, dass sie am Beginn nicht wusste,
    was auf sie zukommt. Und natürlich spielt die Politik eine große Rolle.
    Nichts tun, um die Stabilität nicht zu gefährden. Wir werden spätestens
    im Herbst „aufwachen“ und dann den ganzen Schaden sehen. Es wird
    dramatisch sein und das für Jahre. Meiner Meinung hätte es genügt,
    Schutzmasken zu tragen, Abstand zu halten und sonst die vielleicht
    höhere Sterblichkeit zu akzeptieren. Schaue ich mir die Natur an, so
    gilt auch dort das Gesetz, das sich der Stärkere, Gesündere durchsetzt.
    Auf uns bezogen, die kränklichen Menschen werden aussterben, die
    Kräftigen bleiben über. Das ist ja auch letztendlich wichtig für die
    Entwicklung.

    Danke für deinen Bericht und die „Mordsarbeit“ die dahinter gesteckt hat.

    Herzliche Grüße, Heinz

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