Putins Gaskrieg gegen Europa – Frieren für die Ukraine?

Ein Flüchtlingsansturm (Wirtschaftsflüchtlinge sowie Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine), fast doppelt so viele wie 2015, die Covid-19-Pandemie in ihrem dritten Jahr, eine Inflationsrate – nunmehr bereits im zweistelligen Bereich –  sowie eine  Energiekrise mit Preissteigerungen beispielsweise beim Erdgas um das Zehnfache gegenüber den Preisen vor zwei Jahren sowie möglicherweise Rationierungen von Erdgas oder vielleicht sogar Strom-Abschaltungen im kommenden Winter bilden für unsere Bundesregierung viele offene Herausforderungen, für deren Lösung es keine in der Öffentlichkeit bekannten und durchdachten Pläne gibt, sondern nur einen hektischen Adhoc-Aktionismus.

Youtubevideo: „Putins Gaskrieg gegen Europa – Frieren für die Ukraine?“ Bitte, klicken Sie an!

Die vielen Fragen rund um den Gaskrieg in Europa wurden in einer eigenen Broschüre ausführlich behandelt, die als pdf-File im Anschluss an den Blogbeitrag angefügt wurde.

Gegen eine kleine Kostenbeteiligung – nicht mehr als 10 Euro – bin ich gerne bereit,  eine Broschüre postalisch zustellen zu lassen. Dieser Kostenbeitrag kann sich dann auch zu einer kleinen Spende auswachsen.

In diesem Youtube-Blog sollen meine Antworten auf eine  Handvoll Fragen, Sechs an der Zahl, die mir aber unter den Fingernägeln brennen, zur Diskussion gestellt werden:

(1) Österreich, wiewohl kein ehemaliges Ostblockland, geriet wie all die Länder im sowjetischen Herrschaftsbereich in eine massive Abhängigkeit von russischem Erdgas – schlussendlich bis zu 90 Prozent. Warum wurde aber in Österreich diese Abhängigkeit nach 2014 – Besetzung der Halbinsel Krim durch Russland – noch weiter vertieft und nicht wie in anderen Ländern abgebaut?

Die Internationale Energieagentur  (IEA) hat nämlich für das Jahr 2013 erhoben, dass damals nicht mehr als 30 Prozent des europäischen Gasverbrauches aus den russischen Erdgasquellen stammten. Im Jahr 2019 waren es bereits 47 Prozent. (Quelle: Industriemagazin, 21. 7. 2022, Russland-Gas – so ist die Lage in der EU).

Der Verbrauch stieg aber nur geringfügig. Da in der EU die Eigenproduktion um mehr als die Hälfte sank, sprang Russland ein und füllte mit Elan diese Lücke. Was daher einzelnen Ländern in der EU (vor allem Österreich) vorzuwerfen ist, dass sie sich damals nicht um alternative Lieferanten bemühten.

Bereits im Oktober 2017 wurde in Litauen für norwegisches Gas die erste schwimmende Flüssiggasstation (LNG) errichtet, um die Abhängigkeit der baltischen Staaten von russischem Erdgas zu verringern. Bis 2013 war nämlich Litauen zu 100 Prozent von russischem Gas abhängig.

Andere baltische Staaten wie beispielsweise Estland folgten. Eine Pipeline nach Finnland schloss auch dieses Land an das EU-Verteilernetz an. Dies war 2017 eine eindeutige wie auch konsequente Antwort der baltischen Staaten auf die russische Besetzung der Krim drei Jahre zuvor. 

Und wie lautete damals die Antwort Österreichs? Eine noch stärkere Bindung an das russische Gas. Waren wir damals nur naiv oder standen dahinter ganz andere finstere Kräfte, die uns in diese Abhängigkeit brachten?

Allfällige strafrechtliche Vergehen von Österreichern, wodurch unser Land in diese fatale Abhängigkeit von russischem Gas geriet, sind daher in einem eigenen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu klären.  

(2) Welche Rolle kommt der Oesterreichischen Mineralölverwaltung  (OMV)  bei der einseitigen Ausrichtung der österreichischen Gaswirtschaft auf Russland zu?

Die Österreichische Mineralölverwaltung (OMV), vormals bis 1955 Sowjetische Mineralölverwaltung, ist immer noch in vielfältigster Weise mit der russischen Energiewirtschaft verbunden.

Ein kleiner Auszug dieser OMV-Verflechtungen, die bereits in der Öffentlichkeit bekannt wurden: eine stolze Eine-Milliarde-Euro-Beteiligung an der russischen Erdgaspipeline, Northstream 2, sowie eine ebenso hohe Beteiligung am russischen Gasfeld Juschno Russkoje (24,99 Prozent). Beide Beteiligungen – zwei Milliarden Euro insgesamt –  müssen nunmehr wertberechtigt werden.

Rohrverlegung für North Stream 1 (Quelle: Gazprom und eigene Bearbeitung)

Der österreichische Staat ist an der OMV nur mehr mit 31,5 Prozent beteiligt. Genau so weit reicht nach dem Aktienrecht auch sein Einfluss auf die Unternehmensstrategie der OMV. Volles Informationsrecht, aber nicht mehr! Dessen muss man sich immer bewusst sein, wenn man die OMV in eine nationale Energiesicherung einbinden will.

So beklagte sich das ehemalige OMV-Vorstandmitglied, Gerhard Roiss in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss, am 6. September 2022, darüber, dass es in der OMV eine eigene „Russenfraktion“ gab, die eine immer stärkere Anbindung an Russland betrieb. Seine Bemühungen nach einer Diversifizierung der Lieferanten (norwegisches Gas) endeten mit einer Kündigung seines Vertrages mit der OMV. Soweit seine Aussagen!

Besiegelt wurde diese völlige Auslieferung nationaler österreichischer Interessen an Russland mit der Unterzeichnung eines umfassenden Gas-Vertrages mit einer Laufzeit bis zum Jahr 2040 durch den Gazprom-Vorstand Alexsej Miller und OMV-Vorstand Rainer Seele in Anwesenheit des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des damaligen Bundeskanzlers Sebastian Kurz in Wien am 5. März 2018. 

Vertragsunterzeichnung Alexsej Miller, Rainer Seele, Wladimir Putin und Sebastian Kurz, in Wien, 5. März 2018 (Quelle Gazprom und eigene Bearbeitung)

(3) Österreich verfügt – einzigartig in Europa – über Erdgasspeicher, deren Kapazität dem Jahresbedarf unseres Landes an Erdgas entspricht. Deutschlands Gasspeicher beispielsweise decken den Jahresbedarf des Landes nur zu 16 Prozent.

Die riesigen Speichermengen an Erdgas sind aber mit dem Schönheitsfehler behaftet, da nicht bekannt ist, wieviel davon im heurigen Winter den österreichischen Haushalten und der österreichischen Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden kann.

Es ist zudem auch nicht bekannt, welche Lieferbedingungen die Gashändler mit ihren Kunden bereits vereinbarten.

Grundsätzlich gehört das Gas immer dem, der es gekauft hat. Ende 2021 wurden 74 Privatunternehmen gezählt, die Erdgas in die österreichischen Gasspeicher einlagern ließen. Und diese werden dann ihr rares Gut an die Meistbietenden verkaufen. Österreichs Energieversorger werden dann sicherlich darunter zu finden sein. Aber zu welchem Preis?

In Haidach/Oberösterreich befindet sich der zweitgrößte Erdgasspeicher Mitteleuropas, der bisher ausschließlich der Versorgung des süddeutschen Raumes diente und noch nicht an das österreichische Gasnetz angeschlossen wurde. Was aber noch im heurigen Jahr erfolgen soll.

Die Befüllung kann aber nur von Deutschland aus erfolgen. Und auch hier gilt: Es ist nicht bekannt, wieviel des über Deutschland eingespeicherten Gases dann letztlich unser Land erreichen werden.

Es ist nur zu hoffen, dass die angepeilte strategische Reserve von zwei Wintermonaten gesichert werden kann! 

Mit Beginn Oktober 2022 sind Österreichs Gasspeicher bereits zu 80 Prozent angefüllt. Die für den 1. November angepeilte 80-Prozent-Marke wurde daher einen Monat früher erreicht. Aber wie bereits gesagt: Der Speicherstand in den privaten Gasspeichern auf österreichischem Staatsgebiet besagt eigentlich nicht viel.  

(4) Wie haben sich die Preise  für Naturgas während der letzten zwei Jahre auf den internationalen Spotmärkten entwickelt?

Hierfür wurden die Handelspreise an der virtuellen, niederländischen Handelsplattform (Title Transfer Facility –TTF) herangezogen, die eine der wichtigsten Börsen für Naturgas in Europa ist. 

Anfänglich –  und zwar verglichen mit der explosionsartigen Steigerung im Laufe des Jahres  2022  – war noch ein relativ „moderater“ Anstieg zu beobachten: von 1,81 US-Dollar (USD) pro eine Million BTU im Juni 2020 auf 6,13 USD im März 2021.

BTU ist eine etwas schräge englische Maßeinheit für Erdgas oder auch für andere Energieträger und besagt als einzelne Zahl nicht viel. Sie wird erst im Zeitvergleich interessant. Ein „BTU“ ist nämlich jene Menge an Wärmeenergie, die benötigt wird, um ein britisches Pfund Wasser um einen Grad Fahrenheit zu erwärmen. 

Allerdings betrug bereits damals – in dem Zeitraum zwischen Juni 2020 und März 2021 – der Preisanstieg deutlich mehr als zweihundert Prozent!

Völlig saisonunabhängig setzte sich dann der Preisanstieg mehr als rasant fort: von 6,13 USD im März 2021 auf 31,05 USD im Oktober des gleichen Jahres. Dies war dann eine Preissteigerung um mehr als fünfhundert Prozent!

Danach fiel der der Preis wieder auf 27,33 USD im Februar 2022 – und zwar unmittelbar vor dem russischen Angriff auf die Ukraine.

Um danach mit Schwankungen sogar bis auf 70,04 USD im August 2022 anzusteigen! Streng genommen darf man nur diesen Preisanstieg ab Februar 2022 der restriktiven russischen Gaspolitik zuordnen. Zwischen 25 Prozent und nicht mehr als 40 Prozent des bisherigen Preisanstieges ließe sich dadurch erklären. Ja nachdem, ob die statistische Methode der gleitenden Durchschnitte oder die der linearen Trendanalyse gewählt wurde.

Wenn aber folglich der „Putin-Effekt“ gar nicht so hoch zu veranschlagen ist, dann ist doch zu hinterfragen, ob sich hinter diesen explosionsartigen Preissteigerungen nicht Spekulationsgeschäfte privater westlicher Unternehmen gigantischen Ausmaßes verbergen. 

Um wieviel sind nun die Gaspreise in den letzten zwei Jahren gestiegen?

Man kann hierbei – statistisch genau – verfahren und eine lineare Trendlinie durch die einzelnen Gaspreise legen. Diesen Berechnungen zufolge beträgt dann der Anstieg des Gaspreises das Zehnfache!

Man muss sich das einmal vorstellen: die Gaspreise sind auf den internationalen Spotmärkten gegenüber jenen vor zwei Jahren um das Zehnfache gestiegen.

Eine kleine Umrechnung in Prozent gefällig: Die Preissteigerung betrug in diesem kurzen Zeitraum 1.000 Prozent. Ein glatter Wahnsinn!

Die Gaspreise auf dem Spotmarkt werden in Dollar abgerechnet. Die Umrechnung in den historisch schwächsten Euro nach seiner Einführung bedingt eine weitere Verteuerung der Energiepreise.

(5) Welche Pläne bestehen seitens unserer Bundesregierung, um  mittel- und langfristig eine Gasversorgung zu vertretbaren Preisen für Haushalte und  Wirtschaft zu gewährleisten?

Solche sind aber bis dato nicht bekannt. Vielleicht gibt es überhaupt keine?

Dreierlei ist aber zu fordern: eine Diversifizierung der Energielieferanten durch eine bessere Anbindung an das westeuropäische Erdgas-Pipelinesystem, die Errichtung eines eigenen LNG-Flüssiggasterminals an der Oberen Adria sowie die Erschließung heimischer Schiefergasvorkommen:

(a) Bessere Anbindung an das westeuropäische Erdgas-Pipelinesystem

Einer vom amerikanischen Consulting-Unternehmen, Price Waterhouse Coopers, durchgeführten Studie zufolge leidet Österreich wie andere zentral- und osteuropäische Länder auch daran, dass sie aufgrund fehlender Regelungen in das westeuropäische Gasnetz ungenügend eingebunden sind. Keinen Zugang zu den Speichern, zu den Transportwegen (Pipelines) und zu den Hubs.

Russische Erdgasleitungen nach Europa (Quelle: Michael Mitin und eigene Bearbeitung)

(b) Errichtung eines eigenen Flüssiggas-Terminals (LNG) an der Oberen Adria

Österreich könnte – wie Bulgarien in Griechenland – einen eigenen LNG-Terminal  an der Oberen Adria mit einer eigenen Verbindung nach Österreich, dessen Erdgas dann vorrangig der nationalen Energiesicherung dient, errichten lassen.

(c) Erschließung heimischer Schiefergasvorkommen

Die Erschließung eines riesigen Schiefergasvorkommens im Weinviertel, angeblich würde dadurch der Gasbedarf unseres Landes für die nächsten 30 Jahre gesichert sein, ist noch als ein weiterer Vorschlag einzubringen. Die Kosten wären aber höher als die Lieferung von Naturgas über Pipelines. Aber dieses Gas diente dann vorrangig der nationalen Gassicherung! 

Hierzu ein kleines Beispiel zum Nachdenken: Im östlichen Mittelmeer werden große Erdgasvorkommen vermutet. Israel hat bereits jetzt verfügt, dass 40 Prozent des israelischen Anteils im Land verbleiben müssen und nicht exportiert werden dürfen. Nationale Energiesicherung nennt man dies!

Der OMV ist derzeit das Thema noch zu heiß. Außerdem passt Fracking nicht mehr in ihre Konzernstrategie. Dieser zufolge soll nämlich bis 2030 die Erdöl- sowie Erdgasförderung zu einem Fünftel und bis 2050 völlig eingestellt werden.

Aber „Sag niemals nie!“ Sollte allerdings ein nationales Interesse hierfür bestehen und auch der Preis (d. h. üppige Förderungen seitens der öffentlichen Hand) stimmen, dann würde sich die OMV diesem Ansinnen sicherlich nicht verschließen.  

(6) Wie können die Österreicher nachhaltig zum Energiesparen angehalten werden – und zwar durch eine auf dem jeweiligen Gas-Zählerstand basierende Deckelung des Gaspreises?

Die von der öffentlichen Hand so großzügig alimentierten Massenmedien unseres Landes, wodurch letztlich bei vielen ihre Existenz gesichert wird, überschütten die Bürger unseres Landes mit einer Vielzahl von Vorschlägen zum Energiesparen im kommenden Winter.

Ein kritisches Hinterfragen der österreichischen Energiepolitik in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft durch die Medien unseres Landes wäre aber eher angebracht.

Einige der Vorschläge zum Energiesparen haben aber auch bei mir  ihre Wirkung nicht verfehlt. So gefiel mir eine Kombination eines Vorschlages einer Schweizer Bundesrätin und des deutschen Umwelt- und Klimaministers ausnehmend gut: „Erlaubt ist nur mehr ein frei flottierendes paarweises Warm-Duschen und dies nur in der halben Zeit“.

Die Appelle zum Energiesparen werden aber letztlich verpuffen. Ein nachhaltiger Erfolg beim Gassparen wäre aber durch einen für das Gas modifizierten „Strompreisdeckel“ zu erreichen.

Unser Vorschlag dazu: Im aktuellen Abrechnungsjahr sollen 85 Prozent des Gasverbrauches des Vorjahres pro Gaszähler eines Haushaltes von der öffentlichen Hand gefördert werden. Die darüber hinaus verbrauchten Kubikmeter Gas sollen zum jeweiligen Einkaufspreis abgerechnet werden. Bei Haushalten mit Fernwärme sollte in analoger Weise verfahren werden. 

Dieses Modell könnte auch bei den KMUs, Klein- und Mittelbetrieben, Anwendung finden. Detto für soziale Einrichtungen!

Da die Jahresabrechnungen – zumindest in Wien ist es so – erst im Frühsommer des nächsten Jahres den Kunden zugestellt werden, könnte bereits die Jahresabrechnung 2022 nach diesem neuen Modell vorgenommen werden.

Das vorgeschobene Argument, dass eine zählerbestandsbezogene Berechnung von 85 Prozent des Gasverbrauches des Vorjahres nicht zu bewerkstelligen sei, hat nur dann seine Berechtigung, wenn mit den Arbeiten die EDV-Experten „Digitales Kaufhaus Österreich“ betraut werden, die offiziell für die Erstellung der inzwischen eingestellten Handelsplattform fast eine Million Euro in den Sand gesetzt haben. Aber es werden auch bedeutend höhere Summen kolportiert.

Ansonsten gilt: Es wäre eine auf die einzelnen Gaszähler basierende Datenbank anzulegen. Jeder einzelne Gaszähler bildet einen eigenen Datensatz, in dem der Gasverbrauch der einzelnen Jahre aufgezeichnet wird. Mit diesen Basisdaten können dann problemlos die jeweiligen Jahresabrechnungen nach dem neuen Modell erstellt werden. 

Im Anschluss daran kann die ausführliche Broschüre „Putins Gaskrieg gegen Europa – Frieren für die Ukraine?“ aufgerufen, gelesen, herunter geladen und auch ausgedruckt werden. Viel Vergnügen  dabei!

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